Verfasst von: Anne Schwarzer – Unabhängige Ernährungsberaterin für Pferde / 29.10.2025
Jedes Pferd ist genauso individuell wie der Mensch und auch genauso unterschiedlich sind auch die Ernährungsbedürfnisse jedes Einzelnen.
Trotzdem findet man immer wieder in Foren, Sozialen Medien oder auf Futtersäcken universelle Empfehlungen, die angeblich zu jedem Pferd und jedem Bedarf passen sollen…
Doch was in der Theorie praktisch klingt, funktioniert in der Praxis leider nur selten. Denn KEIN Pferd gleicht dem anderen – weder im Stoffwechsel, noch in der Haltung, Temperament oder Bewegungsform.
Mit diesem Blogbeitrag möchte ich dir zeigen, warum pauschale Fütterungspläne nur kurzfristig funktionieren und oft mehr Schaden anrichten als zu helfen… Welche Faktoren wirklich berücksichtig werden müssen und warum sich eine individuelle Futterberatung und Begleitung langfristig lohnen wird.
Für die Gesundheit – Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden deines Pferdes!
Warum die Fütterung so individuell ist:
Ein Beispiel:
Die Verdauung und der Stoffwechsel des Pferdes sind empfindlich und auf eine sehr spezifische Ernährungsweise ausgelegt. Schon kleine Unterschiede in Bewegung, Haltungsbedingungen oder Heuqualität können große Auswirkungen auf dein Pferd haben.
Nehmen wir zwei Wallache mit jeweils 500 kg Körpergewicht – einer steht im Offenstall, der andere in Boxenhaltung mit stundenweisem Weidegang. Beide sind gleich alt, gleich schwer, fressen ähnliches Heu. Trotzdem benötigen sie völlig unterschiedliche Futtermengen und Zusammensetzungen, weil das Offenstall-Pferd sich mehr bewegt, andere Temperaturen kompensiert und anders frisst.
Das zeigt dir: Selbst wenn der Futterplan auf dem Papier passt, muss er im Alltag zur individuellen Lebenssituation des Pferdes passen.
Welche Einflussfaktoren auf die individuelle Fütterung gibt es?
Bei einer individuellen Futterberatung werden nicht einfach Futtermittel „nach Lehrbuch“ ausgewählt, sondern viele Faktoren berücksichtigt.
Dazu gehören unter anderem:
Alter und Gesundheitszustand: Junge Pferde im Wachstum, Senioren, tragende Stuten oder rekonvaleszente Tiere haben völlig unterschiedliche Ansprüche an Eiweiß, Energie und Spurenelemente.
Körperkondition und Stoffwechseltyp: Neigt ein Pferd zu Übergewicht, EMS oder Hufrehe, muss die Energiezufuhr reduziert und der Zucker-/Stärkegehalt streng kontrolliert werden.
Haltungsform und Bewegung: Offenstallpferde verbrauchen mehr Energie als Boxenpferde. Auch Kälte, Wind und Bewegung auf der Weide beeinflussen den Futterbedarf.
Raufutterqualität: Heu ist die Basis jeder Fütterung – aber Heu ist nicht gleich Heu. Der Schnittzeitpunkt, Lagerung und Zuckergehalt können stark variieren. Eine Heuanalyse liefert die objektiven Werte, die für die Berechnung entscheidend sind.
Individuelle Sensibilitäten und Krankheiten: Magengeschwüre, Stoffwechselprobleme, Leberbelastungen oder allergische Reaktionen beeinflussen, welche Futtermittel überhaupt verträglich sind.
All diese Punkte zeigen: Ein Futterplan „von der Stange“ kann diese Komplexität nicht im geringsten abbilden.
Viele Pferdebesitzer greifen auf Futterempfehlungen aus Zeitschriften, Internetforen oder direkt von Futtermittelherstellern zurück. Die Absicht ist gut – das Ergebnis oft nicht.
Denn Standardpläne basieren meist auf theoretischen Durchschnittswerten und berücksichtigen weder die individuelle Stoffwechsellage noch die tatsächliche Qualität des Grundfutters.
So kann es passieren, dass ein Pferd mit zu energiereicher Fütterung an Gewicht zunimmt, ein anderes dagegen trotz „empfohlener Menge“ abbaut, weil die Ration seine Bedürfnisse nicht deckt.
Ein häufiges Problem sind auch Überversorgungen, besonders bei Mineralien und Vitaminen. Viele Produkte enthalten hohe Gehalte an Zink, Kupfer oder Selen – ohne Rücksicht darauf, was bereits im Heu vorhanden ist. Das kann langfristig zu Ungleichgewichten im Mineralstoffhaushalt führen.
Ebenso gefährlich ist die Unterversorgung, etwa bei Pferden, die nur Heu und Stroh erhalten, ohne gezielte Mineralstoffergänzung.
Heu deckt zwar den Grundbedarf an Energie und Struktur, aber nicht alle Spurenelemente.
Die Folge beider Extreme: Stoffwechselprobleme, schlechte Huf- und Fellqualität, Immunschwäche oder Leistungseinbußen.
Ein Beispiel aus meiner Praxis:
Eine 14-jährige Warmblutstute, Freizeitpferd, leicht übergewichtig, zeigt Anzeichen von Trägheit und wiederkehrenden Hufproblemen.
Der bisherige Futterplan: 2 kg Heu morgens, 3 kg abends, dazu ein handelsübliches Mineralfutter und ein Müsli „für Freizeitpferde“.
Nach einer Heuanalyse zeigte sich ein hoher Zuckergehalt von 14 % NSC, kombiniert mit starkem Energieüberschuss. Die Stute bekam also täglich deutlich mehr verwertbare Kohlenhydrate, als sie verbrauchte – ein klassischer Auslöser für Stoffwechselstress.
Nach Anpassung auf spätschnittiges Heu, Weglassen des Müslis und gezielter Mineralstoffergänzung (basierend auf den Laborwerten) normalisierte sich das Gewicht, das Pferd wurde wieder lebhafter, und die Hufe verbesserten sich sichtbar.
Dieses Beispiel zeigt: Nicht jedes Problem liegt im Training oder an „schlechtem Futter“ – oft liegt es an der falschen Kombination.
Jedes Pferd hat seine eigene Geschichte, seine eigene Physiologie und seinen eigenen Stoffwechsel.
Darum kann kein pauschaler Fütterungsplan wirklich passen – egal, wie gut gemeint oder „wissenschaftlich geprüft“ er scheint.
Eine individuelle Futterberatung bedeutet, das Pferd als Ganzes zu betrachten: mit seiner Gesundheit, seiner Haltung, seinem Charakter und seinem Alltag.
Nur so lässt sich eine Ration erstellen, die nicht nur „ausreicht“, sondern wirklich unterstützt – für Vitalität, stabile Hufe, gesunde Verdauung und langfristiges Wohlbefinden.
Was eine professionelle Futterberatung ausmacht:
Eine professionelle Futterberatung beginnt nicht mit einem Produkt, sondern mit einer Analyse.
Ich nehme mir beispielsweise Zeit, dein Pferd und seine Lebensumstände wirklich kennenzulernen – dazu gehören:
Anamnese: Alter, Rasse, Nutzung, Haltung, bisherige Fütterung, Gesundheitsgeschichte.
Körperzustand: Beurteilung des Body-Condition-Scores, Muskelstatus, Fell- und Hufqualität.
Heu- oder Futteranalyse: Objektive Werte für Energie, Zucker, Stärke, Eiweiß und Mineralien.
Blutwerte (optional): Bei Verdacht auf Mangel oder Stoffwechselstörung.
Erst dann wird die Ration berechnet – individuell, bedarfsgerecht und praktisch umsetzbar.
Das Ziel ist nicht, möglichst viele Produkte zu verkaufen, sondern die Balance zwischen Energie, Eiweiß, Struktur und Mikronährstoffen wiederherzustellen.
Ein guter Futterplan ist außerdem lebendig: Er wird regelmäßig überprüft und angepasst, z. B. bei Jahreszeitenwechsel, Fellwechsel, Trainingssteigerung oder gesundheitlichen Veränderungen.
Dein Pferd vertraut dir jeden Tag. Schenke ihm dafür eine Fütterung, die zu seinem Körper, seinem Charakter und seinem Leben passt – individuell, durchdacht und mit Herz.
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